Nach mittlerweile schon bald 8 Wochen auf Fuerteventura, Wochen der Entspannung und Erholung, packt uns wieder die Abenteuer- und Reiselust. Wie wäre es denn, die Kanaren zu verlassen, nach Deutschland zurückzufahren, dort Freunde & Familie zu besuchen, Reparaturen und Optimierungen am Van durchzuführen und danach über den Balkan nach Griechenland zu fahren, um dort den hoffentlich warmen Winter zu verbringen?
Wir erstellen eine Pro- & Kontra Liste und geben uns einige Tage Zeit, um darüber nachzudenken. Schließlich buchen wir die Fähre und genießen die letzten Tage auf dieser wundervollen Insel.
Leider bekommen wir eine andere Fähre als das letzte mal und unser Plan, uns irgendwo dort ein gemütliches Nachtlager zu errichten (alle Kabinen waren komplett ausgebucht), ist nicht so einfach umzusetzen. Auf dieser Fähre gibt es keinerlei Möglichkeiten außer draußen auf dem „Raucherdeck“. Na toll. Wir fühlen uns wie obdachlos und versuchen uns hier einigermaßen für die kommenden 2 Nächte einzurichten. Immerhin sind die Temperaturen auch nachts sehr angenehm und die Seekrankheit schlägt nicht ganz so schlimm wie beim letzten Mal zu.
Nach wirklich langen Stunden kommen wir endlich in Cadiz an. Es ist warm hier in Spanien. Morgens um 10 Uhr zeigt das Thermometer schon 36°C. Ein Blick auf den Wetterbericht bringt auch unseren nächsten Plan durcheinander: Eigentlich wollten wir über Portugal an der Atlantikküste entlang, und dann über Nordspanien zurück. Gerade ist es in Portugal aber heißer als in Spanien (über 40°C!), und auch laut Wetterbericht soll das die kommenden Tage so sein. Also beschließen wir, den direkten Weg wie bei der Hinfahrt zu nehmen – direkt an der Mittelmeerküste entlang. Schon am nächsten Tag wird uns klar, dass die Hitzewelle nicht über Portugal bleibt, sondern uns im Nacken sitzt. Für Hansi und uns wird die Rückfahrt also schon jetzt zur Tortour. Da wir keine Klimaanlage haben, „bauen“ wir uns eine. Im Baumarkt kaufen wir deshalb einen starken Ventilator und an Tankstellen regelmäßig Massen an Eispacks. Das Eis und den Ventilator stellen wir in die Dusche, sodass Hansi es wenigstens ein bisschen erträglicher hat.
Wir würden von uns behaupten, dass wir Hitze viel besser gewohnt sind als die Kälte, aber das Problem ist, dass man sich nach der Kälte vor der Heizung oder von einem Feuer aufwärmen kann. Wir können uns aber nirgends abkühlen. Selbst nachts sinkt das Thermometer nicht unter 30°C und natürlich genau zu dem Zeitpunkt, an dem wir durch Spanien wollen ist das Mittelmeer so warm wie noch nie. Das Mittelmeer ist im Median gerade an der Oberflächte unglaubliche 28,7°C warm und an der Küste erreicht es Temperaturen von über 30°C. Es ist definitv keine schöne Erfahrung, den Klimawandel so direkt zu erleben – ein Vorgeschmack wie es in einigen Jahrzehnten in Deutschland aussehen wird.
Einige anstrengende Tage später erreichen wir endlich die Pyrenäen und flüchten uns auf über 1000 Meter Höhe. Dort ist es um einiges angenehmer und wir können uns ein paar Tage erholen.
Da wir leider unser Wasser nicht ganz aufgefüllt haben, müssen wir nach 3 Nächten wieder von unserem „kühlen Paradies“ runter und fahren in dem Zuge weiter. So geht es in den nächsten Tagen über Südfrankreich zu den französischen Alpen. Dort wollen wir Jana-Sophie’s Familie treffen, die dort einige Tage ihren Urlaub verbringen. Leider holt uns in dem Moment Corona ein. Bis jetzt sind wir glücklicherweise komplett von der Krankheit verschont geblieben, jedoch trifft es uns dafür umso stärker. Über eine Woche liegen wir komplett flach und Jana-Sophie bekommt zeitweise Atemnot, weshalb wir ernsthaft kurz davor sind, ins Krankenhaus zu gehen. Selbst nach fast einer Woche sind einfache Tätigkeiten wie Wasser auffüllen und Einkaufen anstrengeder als eine Bergwanderung. Immerhin tröstet uns die Umgebung und die mittleweile sehr angenehme Temperaturen ein bisschen:
Sogar die französische Polizei, die uns einen unerwarteten Besuch abstattet, hat Mitleid mit uns: „Its not allowed to stay here for camping, BUT its ok if you take everything with you“. Wobei mit „everything“ wohl unser Müll gemeint ist. Natürlich machen wir das, bedanken uns herzlich und korrigieren unser Vorurteil, dass kein Franzose eine Fremdsprache beherrscht ;).
Einige Tage später fühlen wir uns wieder bereit zum Weiterfahren. Es geht in kleinen Etappen in Richtung Deutschland. Bei diesen Etappen stellen wir fest, dass Frankreich eigentlich das Camping Land schlechthin ist: In gefühlt jeder dritten Ortschaft gibt es am Rathaus oder an der Dorfkirche eine von der Gemeinde eingerichtete Campingzone – meist mit Wasser und Stromanschluss – alles kostenlos und oft sogar sehr schön gelegen.
Insgesamt fast 4 Wochen dauert unsere komplette Rückreise von Fuerteventura nach Deutschland. Zum Glück können wir wieder als Untermieter bei meinen Eltern einziehen, wofür wir wirklich sehr dankbar sind! Wir freuen uns darauf, Freunde und Familie zu sehen, endlich notwendige Reparaturen an Brummel durchzuführen und alles bereit zu machen, bevor es in Richtung Balkan geht. Leider dauern die Reparaturen länger als gedacht, weshalb wir wieder wie im Januar nach dem Motorschaden, auf „heißen Kohlen“ sitzen. Wir können die spätsommerliche Zeit in Deutschland aber trotzdem sehr genießen.
Anfang Oktober können wir wieder los. Erstmal geht es über Österreich nach Slowenien. Hier bleiben wir nur wenige Tage, da uns der Herbst im Nacken sitzt. In Kroatien verweilen wir wieder länger. Die Halbinsel Pelješac gefällt uns besonders. Landschaftlich ein wunderschöner Ort und trotz Tourismus noch sehr naturbelassen. Hier dürfen wir nachts, nicht weit weg von uns, dutzende Schakale hören, die die nächtliche Stille mit ihren lauten und scharfen Tönen durchbrechen. Ein besonderer und sehr naturverbundener Moment.
Unser nächstes Ziel ist Montenegro. Hier merken wir deutlich, dass wir die EU verlassen haben. So ist die Verkehrssituation sehr herausfordernd, es gibt sehr viele streunende Tiere, bergeweise Müll und wenig aufgeräumte und gut sortierte Supermärkte. Dafür müssen wir echt und ehrlicherweise sagen: Das Land ist wie Kroatien wunderschön und die Menschen sind sehr zuvorkommend und freundlich. Zu keinem Zeitpunkt fühlen wir uns irgendwie bedroht. Das gleiche trifft auch auf Albanien zu. Wir sind nur wenige Tage in Montenegro, da wir uns in Albanien mit unseren Freunden, Meret und Patrik, verabredet haben.
Mit ihnen waren wir auf Lanzarote lange Zeit zusammen unterwegs. Sie haben in der Zeit, in der wir auf Fuerteventura und in Deutschland waren, die skandinavischen Länder, das Baltikum und Rumänien bereist und jetzt freuen wir uns darauf, gemeinsam in Richtung Peloponnes weiterzufahren…