Am nächsten Morgen werden wir an einem einsamen Platz direkt an einer Steilküste und umgeben von dunklem Lavagestein wach. Die Sonne ist gerade aufgegangen und ihr goldgebener Vorhang legt sich fast schon magisch und ruhig über das tiefblaue Meer. Erst langsam realisieren wir unserem übermüdetem Zustand, was heute Nacht eigentlich passiert war (hier gehts übrigens zur Vorgeschichte):
Nachdem wir unsanft geweckt wurden, konnten wir den Einbrecher beziehungsweise Dieb durch laute und leicht aggressive Rufe schnell vertreiben. Wahrscheinlich war er frustriert über sein Scheitern und hat deshalb ein Badehandtuch und meine vollgeschwitzte Fitnesshose geklaut, die wir außen am Fahrradträger zum trocknen aufgehangen hatten. Viel Spaß damit!
Wir stiegen aus, um genauer zu begutachten was er da angestellt hatte. Mit einer Eisenstange hatte er versucht, unser Fahrradschloss aufzudrehen und wollte offensichtlich die Fahrräder klauen. Schnell war mir klar, dass da definitiv kein Profi am Werk war, sondern ein Betrunkener, der dachte wir hätten die Räder nur mit einem Billigschloss gesichert. Jana-Sophie hatte die Umgebung im Blick während ich versuchte, die Stange aus unserem eingewickelten Schloss herauszubekommen. Danach wollten wir nur noch weg. Wir montierten die Fahrräder auf den Träger und sind durch die dunkle Nacht in Richtung Einöde abgezischt. Niemals hätten wir gedacht, dass uns sowas in der zweiten Nacht auf Lanzarote passiert, vor allem da die kanarischen Inseln weit unter dem europäischen Durchschnitt liegen, was die Kriminalitätsrate betrifft. Zwar waren wir am Rande der zweitgrößten Stadt von Lanzarote, jedoch fühlten wir uns durch den beleuchteten Platz und den anderen Wohnmobilen direkt neben uns sehr sicher.
Mittlerweile fühlen wir uns am sichersten, wenn wir in der Pampa stehen und die kriminelle Gattungen des Homo Sapiens möglichst weit weg sind. Trotzdem wird es noch einige Zeit dauern, bis wir uns wieder hundertprozentig sicher fühlen werden und nicht bei jedem kleinen wackeln am Auto, sei es durch Hansi oder durch den Wind wach werden. Zur Abschreckung wollen wir auf jeden Fall Bewegungsmelder seitlich und hinten anbringen und wir überlegen, eine Alarmanlage einzubauen.
Nach ein paar Nächten Ruhe und Erholung an diesem Platz wollen wir erstmal die restliche Insel erkunden. Von Anfang an sind wir von der Insel fasziniert. Die raue Natur, die Weite und besonders die Farbenpracht zwischen dunklem Lavagestein, weißem Sand, den Blautönen des Meeres und des Himmels ist wunderschön. (Ich weiß, das habe ich bereits in meinem letzten Beitrag erwähnt, aber wir schwärmen mittlerweile davon) Ein einfacher grüner Busch oder eine einzelne Palme an einem langen Sandstrand wirken irgendwie magisch. Aber seht selbst:
Auf Panoramabilder wirkt alles nochmal ein bisschen anders. Besonders von unseren Stellplätzen bekommt man dadurch ein vollständigeres und besseres Bild wie ich finde:
Nicht nur die Landschaft und die Natur ist wunderschön, auch die Ruhe und Einsamkeit kommt uns nach allen Strapazen, Begegnungen und Erlebnissen sehr gelegen. Auf allen Bildern bei den unser Van abgebildet ist, haben wir auch tatsächlich so übernachtet. Und auf allen bis auf das Sonnenuntergangsbild in Famara standen wir auch wirklich komplett alleine. Natürlich muss man auch Glück haben, aber die traumhaften Plätze gibt es definitiv. Ich habe immer gedacht, dass solche Fotos immer gestellt oder sogar komplett „gefaked“ sind. Wir haben schon Influencer beobachtet, die tatsächlich nur für ein Foto alles so präpariert haben, als wie wenn sie länger dort stehen und danach weitergefahren sind. Es ist also schön zu wissen, dass es nicht nur auf Instagram, sondern auch in der Wirklichkeit funktionieren kann.
Für Wanderungen ist die Insel super geeignet. Besonders während der aktuellen Jahreszeit Anfang/Mitte März. Für längeres Baden im Meer ist das Wasser, wie auch die Lufttemperatur momentan noch ein paar Grad zu kalt. Dementsprechend perfekt ist das Wetter, um die Insel zu Fuß zu erkunden. Noch nie zuvor haben wir uns so wenig über eine Wanderroute Gedanken gemacht. Wir haben immer gesagt: „Da, auf den Berg/Hügel/Vulkankrater wollen wir hoch“ und dann laufen wir einfach irgendeinen Weg entlang. Durch die offene Landschaft hat man ständig alles im Blick und kann sich unmöglich verlaufen.
Von der Infrastruktur sind wir auch sehr überrascht. Fast überall sind die asphaltierten Straßen neu! Egal wo wir sind, es gibt in längstens 30 Minuten Entfernung (meistens natürlich weniger) alles Nötige: Möglichkeiten um Frischwasser aufzufüllen, Grauwasser abzulassen, Einkaufsmöglichkeiten wie Lidl, Mercadona oder HiperDino, Müllentsorgung, Wäschereien, Baumärkte… alles ziemlich unkompliziert!
Um in die Pampa zu kommen, müssen wir oft auf Schotterpisten. Die sind aber auch ohne Allrad, ohne All Terrain Bereifung und trotz nur relativ geringer Bodenfreiheit befahrbar. Wir müssen vorsichtig sein aber dazu mehr in unserem nächsten Beitrag 😉