Es ist der 17. Juni 2022. Wir sitzen schwitzend eine Stunde vor Schließung im Wartezimmer der KfZ-Zulassungstelle in Herrenberg und wollen unsere neuste Errungenschaft anmelden, ein quietschgelber Fiat Ducato Baujahr 2012, und ahnen nicht, dass dieses Gefährt bald unser neues Zuhause sein wird. Zwei Tage zuvor waren wir mit der Bahn – unpüntklich wie immer – zum Besichtigungstermin in Dresden angekommen. Sofort hat uns der liebevolle Wohnmobilausbau gefallen. Der Vorbesitzer bzw. Erbauer dieses Gefährts wollte eine Eierlegende Wollmilchsau erschaffen. Und das ist ihm auch tatsächlich ganz gut gelungen. Durch Photovoltaik und großer Batterie, sowie großem Frischwasser- und Abwassertank kann man voll Autark unterwegs sein. Stehöhe, sowie ein großes Bett für 1,90 Menschen ist vorhanden. Der edel hölzerne Innenausbau erinnerte mich an eine luxeriösere Jacht und trotz allem sieht es von außen nicht unbedingt aus wie ein Wohnmobil sondern ein bisschen wie ein verranzter, alter DHL Bus (was er ja bis vor kurzem auch noch war). Obwohl, oder gerade weil das Auto ein paar offensichtliche technische Mängel hatte, haben wir es gekauft und natürlich direkt ganz illegal im nahegelegenen Stadtpark von Dresden die erste erholsame Nacht verbracht. Aufrund der gelben Lackierung, zusammen mit dem schwarzen „Raptor“ Lack war der Name für unser neues Wohnmobil schnell beschlossene Sache: „Brummel“. Dementsprechend habe ich noch bei der Rückfahrt das passende Nummernschild reserviert: BB-US – Brummel Bus. Später sind bei einigen fantasievollen Freunden natürlich noch andere geistreiche Bedeutungen für die Abkürzung BB-US im Kleinhirn aufgeblitzt. Hätte mich auch gewundert wenn nicht…
Genau dieses Nummerschild wollen wir jetzt für unseren Brummel zulassen. In dem Moment, als mir einfällt, dass wir die Nummerschilder noch gar nicht haben und erst beim Schildermacher anfertigen lassen müssen, werden wir aufgerufen und betreten das Büro. Die Dame am Schalter 2 sieht so aus als sehne sie sich nach dem Feierabend. Sie mustert unsere Dokumente und nach 10 Sekunden schickt sie uns wieder raus: „Die evB Nummer ist für PKWs. Sie wollen ein LKW zulassen. Da müssen Sie eine neue evB Nummer für LKWs bei der Versicherung beantragen und dann nochmal eine Nummer ziehen“. Na toll, das haben wir nicht beachtet. Also raus, Versicherung anrufen und wieder warten. Endlich werden wir wieder aufgerufen, diesemal zum Schalter 3. „Wo sind die alten Nummernschilder und ihre neue Nummernschilder?“, fragt die Dame mit einer freundlicheren Miene wie die von Schalter 2. Ach verdammt, da war ja was! „Das neue Nummernschild müssen wir erst noch anfertigen lassen, das Alte Schild hängt Zuhause“ erwidern wir. „Das müssen Sie alles erst beisammen haben, erst dann können Sie wiederkommen und müssen eine neue Nummer ziehen.“ Otzogrmbl…
Da wir mit dem Fahrrad gekommen sind, schwinge ich mich aufs E-Bike und fahre im Rekordtempo 5 km nach Hause, während Jana-Sophie beim Schildermacher unser Nummernschild stanzen lässt. Schlussendlich bekommen wir 1 Minute vor Ladenschließung unsere Zulassung und fahren glücklich und erleichtert nach Hause. Es ist ja nicht so, dass wir zum ersten Mal ein Auto zugelassen haben, aber irgendwie war da schon der „Vanlife Vibe“ bei uns aktiviert: Ja nicht zu viele Gedanken und auf keinen Fall zu viel Stress machen. Wird schon alles klappen 🙂
Natürlich machen wir uns in den kommenden Tagen gleich daran und fangen an die oben genannten technische Mängel zu beseitigen und Optimierungen vorzunehmen… Verbesserter Laderegler einbauen, defekte Fensterheber tauschen, verrostete Stellen ausbessern, diverses Zeugs ausbauen, Befestigungen und Halterungen für unsere geplante Utensilien anbringen und so weiter. Leider wird sich noch herausstellen, dass bei dieser Karre so ziemlich alles kaputt gehen wird, was kaputt gehen kann. Aber das werder ihr noch erfahren 😉
Warum wir uns überhaupt ein Wohnmobil gekauft haben? Weil wir Lust dazu hatten. Wir hatten noch keinerlei konkrete Pläne oder Vorstellungen. Aber das sollte noch kommen. Die erste Reise wurde für Juli 2022 geplant. 3 Wochen nach Südfrankreich…