Testlauf nach Südfrankreich
Testlauf nach Südfrankreich

Testlauf nach Südfrankreich

Endlich ist es soweit. Wir haben unsere (viel mehr als) sieben Sachen gepackt und sind mit unseren zwei Katzen auf der Autobahn in Richtung Schweiz mit dem Ziel über mehrere Etappen nach Südfrankreich zu kommen. Es ist Juli 2022 und draußen hat es über 35°C. Unser Van hat keine Klimaanlage, also ist es im Fahrerraum vorne gefühlt 45°C heiß. Das ist sogar mir ein bisschen zu warm. Schon nach einigen Kilometern legen sich unsere Katzen, die wir vorschriftsgemäß auch angegurtet haben, auf den Boden und fangen an zu hecheln. Schnell merken wir, dass es vielleicht doch so keine gute Idee war unsere Katzen bei der Affenhitze mitzunehmen. Deshalb beschließen wir, sie im kühleren hinteren Teil unseren Vans zu transportieren. Da wir als erstes die Schweiz ansteuern, sind wir zudem zuversichtlich, dass es dort ein paar Grad kühler sein wird als in Süddeutschland. Nach ein paar Stunden haben wir einen schönen Platz am Greifensee erreicht. Unsere Josi ist so aufgewühlt, dass sie vor lauter Panik nach dem öffnen der Fahrertüre davonrennt. Uns schwant böses.

Zum Glück kommt sie bei Abenddämmerung wieder! Katzen haben einen faszinierenden Orientierungssinn. Mittlerweile wird von Wissenschaftlern sogar vermutet, dass sie das Erdmagnetfeld wahrnehmen und dadurch einen inneren Kompass besitzen.
Zuhause in Deutschland haben wir sie schon während unseren Umbauarbeiten an den Van gewöhnt. Dort gab es immer Leckerli und Streicheleinheiten. Vermutlich hat Josi es verstanden, dass sie ein mobiles Zuhause für die nächste Zeit hat. Trotzallem wurde sie immer wieder panisch wenn sie bei Hitze wieder eingesperrt wurde und wollte ins kühlere Gebüsch verschwinden. Deshalb haben wir schweren Herzens beschlossen, beide Katzen für die nächsten 2 Wochen in ein klimatisiertes Katzenhotel zu geben (Was übrigens teurer war als unser Urlaub). Obwohl wir es natürlich schade finden, dass wir unsere Katzen „abgeben“ müssen, können wir unsere Reise jetzt doch entspannter fortsetzen. Wäre da nicht das Brillendessaster in die Quere gekommen:

Wir stehen „wild“ an einem schönen Waldrand am Rande der französischen Alpen. Im Hintergrund türmen sich mächtige, schneebedeckte Berge, die im Vordergrund von saftig grünen Wiesen und Wäldern geschmückt werden. Es ist ein malerisches Bild. Genau dort darf ich ein wichtiges und schon länger geplantes Videogespräch führen. Natürlich setze ich mich schön mit unserem Campingstuhl mitten auf die Wiese mit den Bergen im Hintergrund. Zu Beginn des Gespräches fällt mir auf, dass ich noch meine, erst ein paar Monate alte und nicht günstige, Brille noch auf der Nase habe. Sie ist selbsttönend und sieht bei Sonnenschein dementsprechend aus wie eine Sonnenbrille. Auch wenn der Optiker der Meinung war, dass nur ältere „Herrschaften“ eine selbsttönende Brille auf der Nase haben, war mir seine Meinung so ziemlich egal. Ich finde das einfach praktisch. Wie auch immer fand ich es unhöflich mit einer Sonnenbrille in die Kamera zu grinsen, deshalb habe ich sie kurzerhand abgenommen und ins Gras direkt neben mir gelegt. Es kam wie es kommen musste. Der Internetempfang brach nach einigen Minuten ein. Ich hab mir den Stuhl geschnappt und bin quer über die Wiese gerannt, um irgendwie aus dem Funkloch rauszukommen. Es wollte aber einfach nicht mehr. Kurz darauf bin ich sichtlich genervt zu unserem Van zurück, als mir der Gedanke durch den Kopf ging: „Wo ist eigentlich meine Brille?“. „F***!“.

Genau hier fand das „Brillendesaster“ statt

Natürlich bin ich gleich zu dem Ort zurück, an dem ich vor wenigen Minuten noch saß, aber die Brille war weg. Sie war einfach nicht da. Verschwunden. Ciao. Auf nimmer Wiedersehen. Adios.
In den kommenden 2 Tage und teils auch 2 Nächte suchen wir die 500 Euro Brille, doch sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Jeder Quadratzentimeter wird mit allen möglichen Tricks abgesucht. Aus Ästen und Schnüren baue ich mir einen provisorischen Rechen, um das tiefere Gras zu durchforsten. Nachts suchen wir mit unserer hellen Taschenlampe, in der Hoffnung, die Brille reflektiert und wir können sie so leichter finden.
Nach 2 Tagen und gefühlten 30 Suchstunden geben wir auf. Meine Erklärung: Ein diebischer Vogel hat mir die Brille geklaut. So muss es gewesen sein!

Wir finden uns damit ab und fahren weiter in Richtung Süden. Wir wollen schließlich positiv denken und uns nicht von den unerwarteten Ereignissen den Urlaub vermießen lassen. Da wir schließlich auch das richtige „Vanlife“ testen wollen, versuchen wir auf unserer Reise normale Campingplätze zu meiden. So landen wir auf unserer Fahrt auf einem bescheidenen Bauernhof – oder besser gesagt Winzerei. Der Eigentümer empfängt uns super herzlich und wir versuchen mit unserem spärlichem Französisch ein bisschen mit ihm zu plaudern. Beeindruckenderweise verlangen die meisten Besitzer von diesen Bauernhofstellplätzen nicht mal einen Cent. Obwohl wir wissen, dass die meisten Menschen keine Gegenleistung erwarten, entscheiden wir uns 2 Flaschen von dem dort angebauten Wein zu kaufen.

Ganz im Süden angekommen, wollen wir doch auf einen Campingplatz. So ganz hundertprozentig eingelebt haben wir uns auf der Fahrt in Richtung Süden noch nicht. Unsere Trockentrenntoilette (das ist der beste“Shit“ unter den Vanlifern Toiletten) macht beispielsweise hin und wieder Probleme. Für die, die es nicht kennen: Vorne ist ein Pipikanister, hinten ein Mülleimer mit einer Tüte. Durch ein Trenneinsatz wird also Pipi und Kaka voneinander getrennt. Durch Kleintierstreu wird die restliche Feuchtigkeit aus dem Kot gezogen und es riecht erstaunlicherweise nicht eklig. Wenn die hintere Tüte voll ist: Knoten rein und ab damit in einen Mülleimer. Wenn Pipikanister voll ist: Entweder auf einer Toilette entleeren, oder die Natur freut sich auch über die Nährstoffe. Nur aus irgendeinem Grund haben die Entwickler einen Siphon an der Verbindung zwischen Kanister und Pipitrenneinsatz vergessen. Wenn Urin mit Sauerstoff in Berührung kommt, werden Bakterien ganz fleißig und es bildet sich schnell Ammoniak. Das stinkt wie die Hölle! Prinzipiell ist eine Trockentrenntoilette also eine super Sache – keine Chemie notwendig, sauber und zumindest in der Theorie geruchlos. Zuhause werden wir das Problem mit einem Silikonsiphon (ähnlich wie bei wasserlosen Urinalen) beheben.

Auf jeden Fall haben wir einen erholsame und schöne Zeit auf dem genannten Campingplatz. Mit unserem gelben Bus fallen wir auf. Weil Jana oft mit einem gelben Top und Bikini herumläuft, sind wir bei einigen Kindern schnell der „Postbus“ und Jana wird zur „Postfrau“, die sogar Pakete entgegennehmen darf.

Yogaeinheit bei Abenddämmerung

Gegen Ende des Urlaubs wird uns klar, dass wir uns beide vorstellen können, länger in unserem Bus zu wohnen und damit die Welt zu bereisen. Wir schmieden einen Plan wie das Ganze funktionieren könnte. Nur kann ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht vorstellen zu kündigen. Das muss erst noch reifen.

Auf jedenfall ist es jetzt enldich soweit und wir holen unsere Katzen von ihrem Urlaub ab. Die Freude bei Tier und Mensch ist groß. Da das Katzenhotel in der Nähe von dem oben gezeigten Ort des „Brillendesasters“ war, beschließen wir nochmal dorthin zu gehen. Nicht um die Brille zu suchen, sondern einfach weil es da schön ist. Wir parken, und ich laufe vor um den Ausblick zu genießen. Mein Blick schweift über die wolkenbehangenen, magischen Berge, die goldfarben von der untergehenden Sonne leuchten, hin zu der Wiese auf der ich stehe. Ich schaue nach unten und genau vor mir liegt sie: Die Brille. Ich kann es kaum fassen. Sie sieht ziemlich mitgenommen aus. Das Gestell ist total verbogen und ein Glas ist herausgebrochen. Vermutlich ist ein Traktor drübergefahren, aber mit ein wenig Geduld kann ich sie reparieren. Unfassbar.

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