Fährfahrt nach Lanzarote
Fährfahrt nach Lanzarote

Fährfahrt nach Lanzarote

Die letzte Nacht auf dem spanischen Festland verbringen wir am Rande eines kleinen Städtchens, in der Nähe vom Fährhafen von Huelva. Da die Fähre schon vormittags losfährt, wollten wir keine lange Strecke zum Hafen zurücklegen. Wir stehen auf einem kleinen Parkplatz eines Wohngebietes, hinter uns befindet sich eine Baumreihe, davor eine kleine und kaum befahrene Straße. Wir liegen schon im Bett, es ist ungefähr halb 12 abends, als wir ein dauerhaftes Motorengeräusch wahrnehmen. Hört sich an wie ein Motorroller direkt neben unserem Auto. Plötzlich verändert sich der Ton. Ich spicke nach draußen und erkenne zwei Personen ca. 10 Meter von uns entfernt, die mit einer Motorsäge einen Baum fällen und ihn dann anschließend ratz fatz zerkleinern. Es ist zwar üblich, dass die Müllabfuhr nachts die Mülltonnen leert, aber ich glaube kaum, dass das städtische Mitarbeiter sind, die nachts Grünpflege betreiben – Da klaut jemand Holz!
Nach ungefähr einer viertel Stunde ist die Aktion vorbei und die zwei Unbekannte zischen ab. Ein bisschen beunruhigt von der Situation und aufgeregt vor der morgigen Fährfahrt versuchen wir zu schlafen.

Wie gefordert sind wir zwei Stunden vor Abfahrt am Hafen. Zu unserer Verwunderung darf der Hafenbereich noch nicht befahren werden und es bildet sich eine entsprechende Schlange davor. Nach einer Stunde dürfen wir rein, es gibt eine zügige Ticketkontrolle über den Personalausweis und wir bekommen ein „Lanzarote“ Schildchen an die Windschutzscheibe. Dementsprechend werden wir einer Schlange zugeordnet. Wir nutzen die Wartezeit um zu überlegen wie so eine Fährbeladung wohl aussieht. Ganz so einfach scheint es nicht so ein. Es gibt zwar 4 verschiedene Zufahrtsrampen, mit zumindest von uns wahrgenommenen 2 weiteren Abzweigungen, also vermutlich insgesamt 8 „Beladegaragen“, jedoch werden bei jedem Zwischenstopp wieder dementsprechend für die nächsten Stationen die Plätze weiter aufgefüllt und müssen vorgehalten werden. Einige Autos beziehungsweise Wohnmobile stehen am Ende der Beladung auf der Rampe, sodass gerade noch so das Tor zugeht und die Abzweigungen dadurch blockiert sind.
Wie auch immer, da Lanzarote die erste Insel ist, war uns von Anfang an klar, dass wir die letzten sein werden, die auf die Fähre dürfen. Dementsprechend mussten wir nochmal cirka 2 Stunden warten.

Warten, bis wir auf die Fähre dürfen

Endlich dort angekommen, suchen wir erstmal unseren zugewiesenen Sitzplatz. Da wir die Fahrt ohne Kabine gebucht haben bekommt jeder Reisende einen „luxeriösen Leder Pullman“ Sitz zur Verfügung. Solche abgeranzten Sitze hab ich noch nirgends gesehen. Überall aufgerissen, teilwesie versifft, für große Menschen einfach zu klein und die Mechaniken zum Verstellen der Sitzposition ist bei 90 % aller Sitze defekt. Na toll. Sofort beziehen wir einen anderen Sitzplatz der einigermaßen besser aussieht. Es scheint niemanden zu interessieren, denn kaum jemand sitzt oder schläft auf diesen Sitzen. Die, die keine Kabine gebucht haben, machen es sich auf dem Fußboden bequem. Es scheint einige erfahrene Fährreisende zu geben: Mit Isomatte, Kopfkissen und Decke ausgestattet, Schlaftabletten reinballern und dann gute Nacht bis die Fähre am Ziel ist. Gute Idee. Merken.

Leicht frustriert über unsere Schlafsituation gesellen wir uns nach draußen zum Pool und zur Bar. Ein Bier kostet ein Euro und ein paar Zerquetschte. Perfekt! Dann Plan B. Die Fähre legt ab und wir genießen die entspannte Stimmung an Bord.

Salud!

Leider fängt es schon kurz nach dem Hafenbereich an zu schaukeln (was selbstverständlich nicht am 3. Bier liegt) und es wird kühler. Ich beschließe meinen Plan B doch lieber auszusetzen und nehme schonmal prophylaktisch eine Tablette gegen Reiseübelkeit. Ab jetzt wird es wirklich unheimlich. Die locker Stimmung bei den Mitreisenden schwindet und die Menschen laufen beziehungsweise torkeln nur noch herum wie Zombies, wenn sie nicht gerade wie Zombies am Boden liegen. Die Seekrankheit ist gnadenlos. Anscheinend gab es schon traurige Fälle, wo seekranke Menschen vor lauter Verzweiflung von Bord gesprungen sind.

Jana-Sophie wird nur kurzzeitig zum Zombie und kann die Fahrt meistens genießen

Ich entscheide mich dafür, auf den Sitzen zu entspannen, wobei sich Jana-Sophie einen Schlafplatz am Boden sucht. In meinem Salon muss gerade dann natürlich in voller und blechener Lautstärke eine Glotze flimmern. Zum Glück ist kaum jemand da, ich kann einfach den Stecker ziehen und einen Film auf dem Laptop schauen. Nach 1-2 Stunden wirkt die Tablette gegen Reiseübelkeit und hat auch einen schläfernden Effekt.

Trotz Unterbrechungen kann ich ganz gut schlafen und werde erst um 10 Uhr am nächsten Morgen wach. Man merkt, dass der Seegang noch stärker wird. Es ist aber gut zu Wissen, schon zwei Drittel geschafft zu haben. Wir vertreiben uns die Zeit damit, ein bisschen auf dem Schiff herumzuspazieren, etwas zu essen und versuchen zu entspannen. Schnell muss ich mich wieder hinlegen, denn die Übelkeit wird immer stärker, trotz nachgeschobener Tablette.
Dann, endlich, nach weiteren 6 Stunden erhebt sich die Insel aus dem dunklen Ozean.

Land in Sicht!

Als erstes fällt uns auf: Irgendwie doch noch nicht so warm wie erwartet hier! Wie wir in den nächsten Tagen von den Einheimischen hören werden, ist es gerade besonders kalt. Aber 14 Grad in der Nacht und 20 Grad tagsüber sind trotzdem in Ordnung für den Moment.
Jetzt geht es erstmal von der Fähre runter und wir steuern einen Platz in der Nähe des Hafens an. Da wir so fasziniert von den Farbkontrasten der Insel sind (schwarzes Vulkangestein, dunkelblaues Meer, weiße Häuser, hellblauer Himmel) merken wir nicht, dass unser Navi spinnt und uns es auf die andere Seite der Insel lotst. Naja auch nicht schlimm. So verbringen wir in dem malerischen Ort el Golfo, direkt am Nationalpark Timanfaya, wo im 19. Jahrhundert die letzten Vulkanausbrüche stattfanden, die erste Nacht auf Lanzarote.

Der erste Abend in el Golfo

Am nächsten Tag fahren wir wieder zurück an die Ostküste. Wir wollen in der zweitgrößten Stadt Puerto del Carmen unsere Vorräte aufstocken, mal wieder ein Fitnessstudio besuchen und uns mit einem alten Kollegen von mir treffen. Dafür finden wir einen Platz direkt am Meer, zwar mitten in der Stadt aber trotzdem einigermaßen schön. Hier lernen wir ein nettes Pärchen aus Italien kennen, die uns zufälligerweise auf unserer Fährfahrt schon aufgefallen sind, dort aber kein Kontakt hatten. Sofort beschließen wir den Abend gemeinsam mit den beiden, Melania und Andrea, ausklingen zu lassen und feiern die Ankunft auf der Insel zusammen mit einer Flasche Wein.

Da wir ja schon bereits in Frankreich unsere Hecktüre, durch unachtsames aufmachen mit montierten Fahrrädern, beschädigt haben und wir oft hinten an die „Garage“ müssen, haben wir uns mittlerweile angewöhnt die Fahrräder runterzunehmen und dann mit einem Fahrradschloss an den Träger zu Ketten. Nichts ahnend gehen wir ins Bett, bis wir circa nachts um 4 Uhr durch ein lautes Geräusch und ein Wackeln am Auto aufschrecken. Wir sind sofort hellwach, blitzschnell blicke ich vom Bett aus durch einen Spalt nach draußen und sehe eine dunkle Gestalt mit einer daumendicken, mindesten einem Meter langen Eisenstange in der Hand. Unsere Herzen fangen an zu rasen, der Puls schießt auf 200. Was passiert hier gerade?!

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