Es geht in Richtung Atlantik
Es geht in Richtung Atlantik

Es geht in Richtung Atlantik

So langsam dämmert es uns, dass sich erstmal kein „chilliger Urlaubsmodus“ einstellen wird. Wir haben zwar neue Energie getankt aber durch die lange Suchaktion mit Josi und durch die Krankheiten sind wir einerseits emotional noch nicht ganz auf dem Damm, andererseits hat sich ein großer Instandhaltungsstau an Brummel gebildet und unsere ToDo-Liste wird immer länger:

  • Ölwechsel ist fällig
  • Kühlwasser leckt
  • Scheibenwischer defekt
  • Spanische SIM-Karte kaufen für WLAN-Hotspot und GPS-Tracking
  • Spanische Gasflasche besorgen (unsere Deutsche geht langsam zur Neige)
  • Janas gehacktes und mittlerweile gesperrtes E-Mail Konto zurückholen, alle Accounts durchgehen und die E-Mail Adressen ändern
  • Türschanier defekt, da wir die Hecktüre mit montierten Fahrrädern geöffnet haben… -.-
  • Janas Handy, das ausversehen in einen Hohlraum gefallen ist, retten (dafür mussten wir fachmännisch einen Rettungstunnel anlegen)
  • Trockentrenntoilette optimieren
  • Fehlende Verkleidung an der Decke lackieren und anbringen (da war davor ein Schrank den wir aus Gründen der Kopfreiheit entfernt haben)
  • usw. usf.

Langweilig wird es uns definitiv nicht so schnell werden! Wir fahren täglich kleinere Etappen von ca. 200-300 km und besuchen regelmäßig Baumärkte und „Hogars“ (das sind quasi Haushaltswarengeschäfte, die nicht damit geizen, zu zeigen, dass ihre Waren aus dem fernen Osten kommen in dem sie beispielsweise CHINA TOWN MARKET oder CHINA DRAGON 2012 heißen), um Material für unsere Reparaturen zu besorgen. Schnell geht uns diese „Deutsche“ Vorgehensweise auf die Nerven, die bescheuerte ToDo Liste landet im Müll und wir versuchen zu entspannen. Selbstverständlich müssen die Dinge erledigt werden, aber ohne selbst erzeugten Stress geht es immer effizienter, schneller und sogar mit Spaß an der Sache!

Nach dieser Erkenntnis machen wir Halt und entspannen erstmal am kalten, windigen aber schönen Strand von Malaga mit einem Feierabendbierchen – Na geht doch!

Proschd!

Am nächsten Tag geht es weiter über das malerische Naturschutzgebiet „Los Alcornocales“ zu einem dort angrenzenden Örtchen in dem wir die nächsten Tage verbringen, da es einen großen und kostenlosen Wohnmobilstellplatz inklusive Wasserversorung gibt. Hier können wir in aller Ruhe unsere Reparaturen durchführen und gleichzeitig die wunderschöne Gegend entdecken. Das Naturschutzebiet sieht aus wie in Jurassic Park. Große Wälder, weite Hügellandschaften, saftige Wiesen, alles naturbelassen und man sieht so gut wie keine Zivilisation – nur die Dinosaurier fehlen. Einzig eine schmale Straße schlängelt sich durch die Landschaft.

Los Alcornocales – wo ist der Tyrannosaurus?

Zum ersten Mal können wir die Reise in vollen Zügen genießen und entspannen. Langsam steigen auch die Temperaturen. Mittlerweile ist Mitte Februar und der spanische Winter scheint sich zu verabschieden. Da kann es tagsüber auch gerne mal knappe 20°C und Sonnenschein geben. Allerdings ist es Nachts mit ungefähr 8°C immer noch relativ frisch.

Nach fast einer Woche zieht es uns wieder weiter und wir beschließen in Richtung westlicher Atlantikküste zu fahren. Zur Überlegung stand auch Tarifa ganz im Süden von Spanien direkt an der Meerenge zu Gibraltar. Letztendlich haben wir uns aber unter anderem aufgrund dem frischen Wind in Tarifa dagegen entschieden. Zudem wollen wir auch irgendwann zu einem der beiden Fährhafen Cadiz oder Huelva gelangen. Wobei wir zu dem Zeitpunkt immer noch nicht wissen ob, wann und wohin wir mit irgendeiner Fähre irgendwohin fahren wollen, was uns aber auch nicht sonderlich stört.

Kurzentschlossen fahren wir auf ein Privaten Platz inmitten einer kleinen Siedlung in der Nähe von Chiclana de la Frontera. Dort landen wir einen absoluten Volltreffer! Der Platz ist schön, die Dusche und die Toiletten sind zwar sehr rustikal aber die Menschen dort sind sehr herzlich und helfen uns gerne bei jeder Gelegenheit. So schenken sie uns einfach eine leere spanische 11 Liter Gasflasche die wir dann einfach an fast jeder Tankstelle gegen eine Volle für 10 Euro austauschen können. In Spanien ist das so eine Sache mit einer Gasflasche. Anscheinend läuft der offizielle Weg über einen Antrag eines Liefervertrags. Darin macht man einen Termin mit einem Gutachter, der den Einbauort der Gasflasche besichtigt und eine schriftliche Genehmigung ausstellt. Wobei man dem Gutachter auch eine erfolgte Gasprüfung nachweisen muss. Mit dieser Genehmigung bzw. dem Vertrag kann man dann eine Gasflasche erhalten… was ein Brimborium. Das Gesamtpaket mit Überprüfung, Vertrag, Gasflasche usw. kostet übrigens knappe 80 Euro. Ein Brimborium ist übrigens auch der Weg des Gases von der Flasche zum Herd. Man benötigt zusätzlich zur Gasflasche noch ein „Reguladores de gas“, der auf die Gasflasche gesteckt wird, darauf kommt ein Adapter vom spanischen Gewinde auf das deutsche Gewinde, dann der Gasdruckminderer und dann der Gasschlauch.

Dementsprechend dankbar sind wir unseren Gastgebern, dass sie uns einfach eine leere Flasche überlassen haben. Ab und zu überraschen sie uns auch mit selbst gebackenem Brot und firschen Eiern, wir können einfach kostenlos ihre Waschmaschine benutzen und unsere Fahrräder bei ihnen unterbringen. Der einzige Wehmutstropfen ist, dass wir uns kaum mit ihnen unterhalten können. Unser spanisch ist momentan noch sehr spärlich, ihr englisch ist sehr spärlich, da helfen nur Hände und Füße und ab und zu der Übersetzer.

Nach einigen Tagen geht es mit den Temperaturen leider immer noch nicht wirklich bergauf. Der Wind ist weiterhin eisig kalt, da hilft auch die warme Dusche und eine gelegentliche Radtour nicht ganz so viel. Deshalb beschließen wir, mit der nächste Fähre von dem Fährhafen bei Huelva nach Lanzarote zu fahren. Also verabschieden wir uns von unseren Gastgebern, mit dem Versprechen wiederzukommen, wenn wir auf das spanische Festland zurückkehren sollten und machen uns auf den Weg nach Huelva. In 2 Tagen geht es schon auf den Atlantik…

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